Dies ist eine kostenlose Homepage erstellt mit hPage.com.

 

Neu im Hobby Mittelalter?

 

Ich glaube, irgendwann haben fast alle einmal so angefangen: man besucht einen Mittelaltermarkt, ist begeistert und will unbedingt dazu gehören!

Aber wie einen Einstieg finden???

Was ziehe ich an, was besser nicht?

Wie finde ich Kontakt zu "Aktiven"?

 

Hier sind ein paar grundsätzliche Gedanken und Tips dazu.

Und wenn dann immer noch Fragen offen sind, scheut euch nicht, uns anzuschreiben!

 

Rollenfindung

Zu allererst muss man sich über eine Sache klar werden:

Was will ich eigentlich???

Will ich nur als Besucher ab und an einen Markt besuchen?

Will ich weiter in die Szene eintauchen, "richtig" dabei sein und vielleicht auch lagern?

Welchen Anspruch stelle ich an meine Ausrüstung?

Will ich möglichst originalgetreu sein und korrekte zeitgenössiche Kleidung tragen?

Oder passe ich besser in die Fantasy-Szene oder in den LARP-Bereich (wobei hier der Anspruch in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist!).

Oder hebe ich mir meine Ambitionenen doch eher für den Karneval auf?

Wieviel Zeit, Geld und Aufwand will oder kann ich investieren?

 

Seid ihr zu dem Schluß gelangt, dass es mehr sein soll als Fasching und Klamauk? Wenn ja, solltet ihr weiter lesen!

 

Ein guter Tip vorab:

Bevor ihr jetzt voller Tatendrang den nächstbesten Internetshop leerkauft, informiert euch und lest zumindest diese Seite fertig durch!

Ihr spart euch viel Geld und evtl. die ein oder andere Peinlichkeit! wink

 

Zuerst gilt es, Kultur und Zeit grob einzugrenzen. Das Mittelalter umfasst einen Zeitraum von rund 1000 Jahren und viele unterschiedliche Kulturen. Und erst wenn man sich hier zumindest annähernd festgelegt hat, kann man über eine vernünftige Darstellung nachdenken. Für den Anfang reicht evtl. schon eine ganz grobe Unterteilung in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter. Später kann man weiter ins Detail gehen.

Das heißt jetzt nicht, dass ihr eure Nase nur noch in die Bücher stecken sollt (was aber sicher nicht schadet!)! Besucht die Märkte, schaut euch um. Redet mit den Lagergruppen, die euch gefallen! Die meisten Lagerleute freuen sich über einen Schwatz und sind gerne bereit, über ihre Darstellung Auskunft zu erteilen, wenn man nett anfragt. Sie helfen euch gerne weiter, den passenden Rahmen für eure Darstellung zu finden. Viele Gruppen nehmen auch Neulinge zum "Reinschnuppern" unter ihre Fittiche und lassen euch vllt. mal probeweise mitlagern.

Guckt euch um, stellt fest, was euch gefällt und traut euch, mit den Aktiven zu quatschen!

 

Die persönliche Rolle

Ihr habt eine passende Zeit gefunden, in der ihr euch wohl fühlt und in die ihr euch integrieren wollt?

Dann braucht es jetzt die passende persönliche Rolle!

Bei der Rollenfindung sollte man darauf achten, dass die Rolle zu einem passt! Wenn sich "Frau" gerne chic macht, stolz einher schreitet und es eher vornehm mag, dann taugt sie wohl kaum zur Marktfrau. Wer ein Ritter sein will, sollte sich auch entsprechend benehmen können, höfisches Gehabe zählt dann ebenso zur Rolle wie Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit der Waffe. Mag ich es lieber "deftiger", tauge ich vielleicht eher zum Bauern oder Gaukler...

Natürlich gehört zu jeder ernsthaften Darstellung auch ein gewisses Hintergrundwissen. Will ich z. B. eine Kräuterfrau darstellen, sollte ich schon Veilchen und Brennnesseln unterscheiden können. Und ein Ritter, der nicht weiß, wo bei einer Armbrust vorne und hinten ist, macht sich recht schnell lächerlich...

Die Entscheidung, welche Rolle nun die richtige ist, ist sicher nicht ganz einfach. Aber je intensiver man sich mit dieser Frage auseinandersetzt, desto glaubwürdiger wird später die gewählte Figur.

 

Wichtig!

Beginnt mit einer einfachen Darstellung, nicht gleich als Ritter, Graf und Edelfrau!

Je einfacher die Darstellung, desto weniger kann man falsch machen! Es gibt kaum eine größere Peinlichkeit, als einen Anfänger, der sich ohne entsprechendes Wissen eine Ausrüstung für den Hochadel zulegt, und keinen Plan hat, was er da eigentlich treibt. Und nicht jeder Wikinger ist ein Jarl, nicht jeder Landsknecht ein Wallenstein...

Ebenfalls heikel ist die Darstellung von "Promis". Selbst alteingesessene Mittelalteraktivisten können sich blamieren, wenn sie Kaiser was-weiß-ich darstellen. Und nicht jede Nonne muss gleich Hildegard von Bingen sein. Merke: Promis sind nur was für Profis!

Mit einer einfachen Figur, beispielsweise einem schlichten Bauern oder Handwerker, Magd oder Kräuterfrau, kann man wesentlich weniger Fehler machen. Und wenn die Gewandung annähernd korrekt gewählt ist, erntet man mit so eine Darstellung oft wesentlich mehr Respekt bei Besuchern und Darstellern, als mit einem total daneben gegriffenen Ritter oder Edelfrau.

Da die "Basics", sprich, die Grundausstattung an Gewandung, durch viele Personengruppen ähnlich sind, kann man eine schlichte Darstellung immer weiter ausbauen und die Ausrüstung nach und nach ergänzen. Dies hat zum einen den Vorteil, dass man relativ kostengünstig in die Szene einsteigen kann. Zum anderen kann man an und mit der Rolle wachsen und sich entwickeln. Die Entscheidung, welche Darstellung man schlußendlich anstrebt, fällt wesentlich leicher, wenn man schon eine gewisse Zeit in der Szene unterwegs ist.

 

Die folgenden Infos beziehen sich schwerpunktmäßig auf das Hochmittelalter und unseren regionalen Kulturkreis (beinhaltet also weder Orientalen noch Skandinavier o.ä.), da dies der Schwerpunkt unserer Darstellung ist.  Einige Sachen kann man auf andere Zeiten übertragen, aber nicht alles. Wer sich für andere Epochen und Kulturen interessiert, sollte sich entsprechend informieren!

 

Kleidung

Es würde den Rahmen sprengen, hier ausführlich über Gewandungen zu informieren. Daher im Folgenden nur ein paar Grundlagen.

Als Materialien sind grundsätzlich alle Kunstfasern tabu, wenn man es ernst meint und halbwegs respektiert werden will. Wolle war DAS Material für Oberbekleidung. Leinen kam nur für Unterkleidung zum Einsatz, da man es kaum färben konnte. Und im Mittelalter liebte man es bunt! Außerdem ist Wolle einfach besser vom Tragekomfort her. Und NEIN, Wolle muss nicht zwangsläufig warm sein, und NEIN, Wolle muss auch nicht zwangsläufig kratzen!

Der allseits beliebte Pannésamt (sowie Kunstfasern aller Art!) sollte dem Fasching vorbehalten werden. Sieht immer mies aus und der Tragekomfort ist eine Katastorophe!

Über Baumwolle kann man streiten. Genaugenommen gab es mit Mittelalter fast keine reinen Baumwollstoffe, allenfalls Mischgewebe mit Baumwolle. Weit verbreitet war sie ganz sicher nicht, schon gar nicht bei einfachen Ständen! Allerdings sollte man bei einer Anfangs-Ausstattung auch mal ein Auge zudrücken können, und wenn Schnittmuster u. ä. passen, darf es ruhig auch mal Baumwolle oder ein Mischgewebe damit sein.

 

Eine gute Grundausstattung könnte etwa so aussehen: 

ER

Unterhemd (=Leibhemd); kann, muss nicht. Einfacher Schnitt wie bei der Tunika, Leinen

Einfache Tunika: Ein "Hemd", mindestens knielang, sehr einfach geschnitten. Lange Ärmel. Material Wolle (alternativ und mit einem zugeniffenen Auge auch Baumwolle oder Leinen)

Korrekt wäre als Beinkleid eine Bruch + Beinlinge. Obwohl ein sehr bequemes Kleidungsstück, ist sie sicherlich nicht jedermanns Sache. Eine einfache Baumwollhose mit schmal geschnittenen Beinen kann für den Anfang als Alternative herhalten.

Bundhaube, einfache Mütze. Kann, muss aber nicht.

  So könnte das dann aussehen.

 

SIE

Unterkleid/Unterhemd; einfaches Kleid, wadenlang, Leinen ungefärbt

Cotta (einfaches Kleid), bodenlang; lange, enge Ärmel. Einfacher, untaillierter Schnitt. Wolle. Keine "Fledermausärmel". Sehr kleiner Halsausschnitt

Die einfache Frau war somit eigentlich schon fast fertig. Ggf. kann ein Surcot getragen werden, ein Überkleid mit oder ohne Ärmel.

Die Haare wurden nur von unverheirateten Frauen offen getragen! Verheiratete Frauen trugen entweder ein Kopftuch oder einen Schleier (ähnlich wie heute noch die Nonnen).

 

Hier haben wir ein schönes Beispiel, wie es sein könnte:

Gewandung für eine einfache Frau mit naturfarbenem Unterkleid und einem Überkleid (Surcot) mit Schlupfärmeln. Dazu ein einfacher, schlichter Ledergürtel.

Hier fehlen noch die passenden Schuhe und eine entsprechende Kopfbedeckung (die ist zwar vorhanden, wollte aber nicht mit aufs Bild).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto unten:

Der Templerbruder rechts im Bild ist ein schönes Beispiel, wie es nicht sein soll. Hier sieht man die typische Einsteiger-Templer-Klamotte Marke "Weißer Riese". Wenn ihr dieses Outfit mal mit späteren Bildern in unseren Galerien vergleicht, wird der Unterschied recht schnell deutlich. wink

Die Frau ist schon besser gelungen, aber auch nicht perfekt. Der Kopfputz ist sehr schön und passend. Der Ausschnitt am Kleid ist schon recht groß und zeigt deutlich zu viel Haut. Außerdem finde ich die Ärmel etwas weit.

 

Beide

Einfache, flache Lederschuhe, knöchelhoch ohne Schnick-Schnack. Naturbraun passt immer.

Radmantel oder Cappa (eine Art "Poncho") für kalte Tage.

Einfacher Leder-Lang-Gürtel

Einfache Umhängetasche aus Leinen für alles, was man so mit sich trägt

 

Bildnachweise:

Die besten Nachweise für diese Zeit finden sich in der sog. Kreuzfahrerbibel (auch Maciejowski Bibel):

Kreuzfahrerbibel

 

Literaturempfehlung:

Ulrich Lehnart hat eine mehrbändige Bücherreihe über Kleidung und Waffen geschrieben. SEHR empfehlenswert und gut und umfassend recherchiert und geschrieben. Absolut empfehlenswert (leider sind nicht alle Bände mehr erhältlich).

 

Kleidung des Mittelalters selbst anfertigen; Grundausstattung für den Mann/Grundausstattung für die Frau

Sehr gute, und leicht verständliche Anleitungen, absolut leicht nachvollziehbar.

 

Absolut empfehlenwert ist auch dieses Werk:

Mittelalterliches Schneidern: Historische Alltagskleidung zwischen 1200-1500 selbst gemacht von Sarah Thursfield und Britta Nurmann

 

Es gibt zahllose weitere Bücher zum Thema, alle hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Für dein Einstieg sind die o. g. Bücher jedoch völlig ausreichend, wer mehr wissen will, muss auf weiterführende Literatur zurückgreifen und darf uns auch gerne schreiben!

 

So bitte gar nicht (vgl. auch "Mittelalter-Knigge")

Jede Form von zweigeteilten Kleidungsstücken für Frauen geht gar nicht. Beispiel: Bluse und Rock. Besonders beliebt sind oft Blusen mit "Carmen"-Ausschnitt, der tiefe Einblicke gewährt. Ein absolutes "Non Go"!!! Auch gab es keine Pluderärmel oder ähnlichen Schnick-Schnack.

Piratenhemden. Immer wieder gerne gekauft für den Markt zwischendurch. Bei jedem zweiten Händler hängen sie an der Stange. Aber Piratenhemden gehören nunmal zu Piraten, und die Piraten mit diesen speziellen Hemden gab es nunmal erst im 17./18. Jhd.! Und selbst da sind sie nicht wirklich korrekt... Tut mir echt leid, ist aber so...

Schnürmieder. Passen wunderbar zu den Piratenhemden. Aber nicht ins Mittelalter.

Ärmellose Kleidung, kurze Röcke, kurze Hosen. Man zeigte möglichst wenig Haut, ganz gleich, wo sie sich befand. Hochgeschlossen war angesagt!

Hochhackige Schuhe, Springerstiefel, Turnschuhe, Ballettschläppchen, Gummistiefel...

Leder-Schnür-Hosen/Lederhosen generell. Schön fürs Motorrad. Echt praktisch. Leider waren im Mittelalter Motorräder weitgehend unbekannt. Jedenfalls, wenn man den Quellen glauben darf... Vielleicht wurden auch nur noch keine gefunden... Überhaupt war Lederkleidung eher unüblich (Leder war teuer und für Bekleidung nicht wirklich praktisch).

Der allseits so beliebte Haarreif! Dazu eine Erläuterung: mit solchen Kränzen oder Haarreifen bezeugten die Damen des Mittelalters ihre Jungfräulichkeit! Wenn also der Herr seiner Herzensdame einen Jungfernkranz schenkt, zeugt dies von fehlender Manneskraft und er steht ganz schnell sehr blamiert da!

Damen mit jedweder Form von Waffe. Schwert und Rock? Geht gar nicht! Höchstens im LARP-Bereich. Ganz sicher gab es keine "Kriegerinnen" a la Xena, das wäre im mittelalterlichen Denken absolut unmöglich gewesen. Es gab zwar durchaus Fälle, in denen Frauen die heimatliche Burg in Abwesenheit ihrer Männer mit Waffengewalt verteidigten (dafür gibt es sogar Bildbelege). Und es gab verbürgte Einzelfälle, wo Frauen als Männer verkleidet durch's (Krieger-)Leben gingen. Die Regel war dies nicht! Eine weibliche Darstellung im Konsens mit Waffen, vielleicht gar mit Schwert am Gürtel, ist historisch nicht vertretbar!

Blankes Schwert im Gürtel oder das Schwert auf dem Rücken

Trinkhorn zum Trinken am Gürtel (Nein, auch nicht für Wikinger! A propos Wikinger: die Hörnerhelme bleiben bitte auch zuhause!)

To be continued...

 

 

Soweit dieser kleine Leitfaden für Neueinsteiger.

Wenn ihr Fragen hab, fragt!

Sucht euch nette Lagergruppen, quatscht mit den Leuten!

Schreibt die Leute an, scheut euch nicht, Fragen zu stellen.

Wir Aktiven freuen uns immer, wenn wir helfen können!

Viel Spaß und viel Erfolg!!!

 

 

 

 

 

Dies ist eine kostenlose Homepage erstellt mit hPage.com.